Die verschiedenen Körperverletzungsdelikte im Überblick – Fragen und Antworten vom Fachanwalt für Strafrecht

Was versteht man im Strafrecht unter Körperverletzung?

Unter Körperverletzung versteht das Strafrecht jede Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit oder der Gesundheit eines Menschen. Dazu zählen nicht nur sichtbare Verletzungen wie Prellungen oder Knochenbrüche, sondern auch innere Verletzungen oder psychische Beeinträchtigungen, sofern sie Krankheitswert haben. Schon das Zufügen von Schmerzen, ohne dass bleibende Spuren zurückbleiben, kann strafrechtlich eine Körperverletzung darstellen. Entscheidend ist immer, dass der Täter vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt hat. Im Alltag entstehen Körperverletzungsdelikte häufig bei Streitigkeiten, Schlägereien oder Verkehrsunfällen. Da der Begriff weit gefasst ist, lohnt sich eine genaue juristische Prüfung, um Missverständnisse zu vermeiden und die rechtlichen Folgen korrekt einzuordnen.

Welche Formen der Körperverletzung gibt es im deutschen Strafgesetzbuch (StGB)?

Das Strafgesetzbuch unterscheidet mehrere Arten von Körperverletzungsdelikten, die sich in Schwere, Tatmodalitäten und Strafen unterscheiden. Die Grundform bildet die einfache Körperverletzung nach § 223 StGB. Daneben existieren Qualifikationen wie die gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB), die schwere Körperverletzung (§ 226 StGB) und die Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB). Zudem gibt es Sonderformen, etwa die fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) oder die Beteiligung an einer Schlägerei (§ 231 StGB). Jede dieser Varianten hat eigene Tatbestandsmerkmale und unterschiedliche Strafrahmen.

Was ist die einfache Körperverletzung nach § 223 StGB?

Die einfache Körperverletzung ist der Grundtatbestand aller Körperverletzungsdelikte. Nach § 223 StGB macht sich strafbar, wer eine andere Person körperlich misshandelt oder an der Gesundheit schädigt. Schon ein einfacher Schlag, eine Ohrfeige oder das Zufügen von Schmerzen ohne bleibende Folgen reicht aus. Wichtig ist, dass der Täter vorsätzlich gehandelt hat, also bewusst eine Beeinträchtigung herbeiführen wollte oder diese zumindest billigend in Kauf nahm. Die Strafe reicht von Geldstrafe bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe. Da es sich in der Regel um ein Antragsdelikt handelt, ist oft ein Strafantrag des Opfers notwendig.

Wann spricht man von einer gefährlichen Körperverletzung nach § 224 StGB?

Von einer gefährlichen Körperverletzung spricht man, wenn die Tat mit bestimmten, im Gesetz genannten Mitteln oder Umständen begangen wird. Dazu zählen etwa der Einsatz von Waffen oder gefährlichen Werkzeugen, die Verabreichung gesundheitsschädlicher Stoffe oder die gemeinschaftliche Begehung durch mehrere Täter. Auch das Ausnutzen einer schutzlosen Lage des Opfers kann darunterfallen. Das Strafmaß ist deutlich höher als bei der einfachen Körperverletzung und reicht von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe (§ 224 StGB).

Was unterscheidet die schwere Körperverletzung nach § 226 StGB?

Die schwere Körperverletzung liegt vor, wenn das Opfer durch die Tat gravierende, dauerhafte Schäden davonträgt. Dazu gehören etwa der Verlust eines wichtigen Körperteils, dauerhafte Entstellungen im Gesicht oder der Verlust des Seh-, Hör- oder Sprachvermögens. Auch eine dauerhafte Lähmung oder geistige Behinderung infolge der Tat fällt hierunter. Im Gegensatz zur einfachen oder gefährlichen Körperverletzung steht hier nicht das Tatmittel, sondern die schwerwiegende Folge im Vordergrund. Die Strafe beträgt ein bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe (§ 226 StGB).

Welche Besonderheiten gelten bei der Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB)?

Bei der Körperverletzung mit Todesfolge führt die Tat dazu, dass das Opfer infolge der Verletzungshandlung verstirbt. Entscheidend ist, dass der Täter lediglich eine Körperverletzung begehen wollte, nicht aber den Tod des Opfers. Dennoch muss er für die schwerwiegende Folge einstehen. Der Strafrahmen ist mit drei bis fünfzehn Jahren Freiheitsstrafe sehr hoch, in besonders schweren Fällen kann sogar eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt werden (§ 227 StGB).

Wie wird die fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) bestraft?

Die fahrlässige Körperverletzung unterscheidet sich dadurch, dass der Täter nicht vorsätzlich handelt, sondern durch Unachtsamkeit oder Sorgfaltspflichtverletzung eine Verletzung verursacht. Häufige Beispiele sind Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle oder medizinische Behandlungsfehler. Der Täter wollte die Verletzung also nicht, hätte sie bei gebotener Aufmerksamkeit aber vermeiden können. Das Strafmaß ist geringer als bei vorsätzlichen Taten und reicht von Geldstrafe bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe (§ 229 StGB).

Gibt es auch Sonderformen wie die Beteiligung an einer Schlägerei (§ 231 StGB)?

Ja, das Strafrecht kennt mit § 231 StGB auch die Beteiligung an einer Schlägerei oder an einem Angriff mehrerer Personen als eigenständigen Tatbestand. Hierbei ist es nicht entscheidend, wer konkret die Verletzung herbeigeführt hat. Bereits die aktive Teilnahme an einer Auseinandersetzung reicht aus, wenn eine Person dabei schwer verletzt oder gar getötet wird. Die Strafe liegt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Freiheitsstrafe.

Übersicht: Die verschiedenen Körperverletzungsdelikte im Vergleich

StraftatbestandGesetzesnormTypische MerkmaleStrafrahmen
Einfache Körperverletzung§ 223 StGBkörperliche Misshandlung oder GesundheitsschädigungGeldstrafe bis 5 Jahre Freiheitsstrafe
Gefährliche Körperverletzung§ 224 StGBEinsatz von Waffen, gefährlichen Werkzeugen, gemeinschaftliche Begehung6 Monate bis 10 Jahre Freiheitsstrafe
Schwere Körperverletzung§ 226 StGBdauerhafte Schäden, Verlust wichtiger Körperfunktionen1 bis 10 Jahre Freiheitsstrafe
Körperverletzung mit Todesfolge§ 227 StGBKörperverletzung, die zum Tod des Opfers führt3 bis 15 Jahre Freiheitsstrafe
Fahrlässige Körperverletzung§ 229 StGBVerletzung durch Unachtsamkeit oder PflichtverletzungGeldstrafe bis 3 Jahre Freiheitsstrafe
Beteiligung an einer Schlägerei§ 231 StGBTeilnahme an Schlägerei oder Angriff mehrerer6 Monate bis 10 Jahre Freiheitsstrafe

Welche Strafen drohen bei den verschiedenen Körperverletzungsdelikten?

Die Strafen richten sich nach der Schwere des Delikts. (Ausführungen wie oben – Tabelle dient als Ergänzung.)

Welche Rolle spielt der Strafantrag bei Körperverletzungsdelikten?

Bei einfachen Körperverletzungen ist in der Regel ein Strafantrag des Geschädigten erforderlich. Das bedeutet, dass die Strafverfolgung nur dann eingeleitet wird, wenn das Opfer innerhalb von drei Monaten Anzeige erstattet und einen Strafantrag stellt. Ohne Antrag kann die Staatsanwaltschaft nur in Fällen einschreiten, in denen ein besonderes öffentliches Interesse besteht (§ 230 StGB). Bei schwereren Delikten wie der gefährlichen oder schweren Körperverletzung ist ein Strafantrag dagegen nicht erforderlich – hier verfolgt die Staatsanwaltschaft die Tat von Amts wegen.

Übersicht: Antragsdelikte vs. Offizialdelikte bei Körperverletzung

KategorieBeispieleVerfolgung
AntragsdeliktEinfache Körperverletzung (§ 223 StGB), Fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB)Nur auf Antrag des Opfers innerhalb von 3 Monaten, Ausnahme: besonderes öffentliches Interesse
OffizialdeliktGefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB), Schwere Körperverletzung (§ 226 StGB), Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB), Beteiligung an einer Schlägerei (§ 231 StGB)Staatsanwaltschaft ermittelt automatisch – unabhängig vom Willen des Opfers

Wie läuft ein Strafverfahren wegen Körperverletzung ab?

Ein Strafverfahren beginnt in der Regel mit einer Anzeige – entweder durch das Opfer oder durch die Polizei. Anschließend leitet die Staatsanwaltschaft Ermittlungen ein, die Zeugenaussagen, ärztliche Atteste und polizeiliche Protokolle umfassen können. Der Beschuldigte wird häufig zur Vernehmung geladen. Danach entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt wird. Kommt es zu einer Hauptverhandlung, prüft das Gericht die Beweise und fällt ein Urteil. Für den Beschuldigten ist es wichtig, frühzeitig anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, da schon im Ermittlungsverfahren entscheidende Weichen für den Ausgang gestellt werden.

Was kann ein Fachanwalt für Strafrecht im Falle einer Anklage oder Anzeige tun?

Ein Fachanwalt für Strafrecht prüft zunächst die Ermittlungsakte und die Beweislage. Er kann Akteneinsicht nehmen, die dem Beschuldigten selbst nicht gewährt wird. So lässt sich feststellen, ob die Vorwürfe tragfähig sind oder ob es Ansatzpunkte für eine Verteidigungsstrategie gibt. Häufig besteht die Möglichkeit, das Verfahren durch geschickte Argumentation oder Beweisanträge frühzeitig zur Einstellung zu bringen. In einer Hauptverhandlung sorgt der Anwalt dafür, dass die Rechte des Mandanten gewahrt bleiben und keine unzulässigen Beweise verwendet werden. Besonders bei drohenden Freiheitsstrafen oder Vorstrafen ist eine professionelle Strafverteidigung entscheidend für ein möglichst günstiges Ergebnis.

 

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